KMU goes digital: Künstliche Intelligenz für die optimale Route

Clau Caviezel und Roland Jäggi.

Kurvenreiche Herausforderungen meistert das Bündner Unternehmen Kuoni Transporte nicht nur auf der Strasse, sondern auch in der digitalisierten Abwicklung der Aufträge. Von der Bestellung bis zur Auslieferung verläuft alles digital. Es wird kein Papier mehr in die Hand genommen. Der Grund für die Digitalisierung der gesamten Abläufe waren der Kostendruck und der Fachkräftemangel.

Für die Serie «KMU goes digital» war das Bündner Gewerbe zu Besuch beim traditionsreichen Unternehmen in Domat/Ems, welches zur Planzer Gruppe gehört.Der Geschäftsleiter Clau Caviezel und der Verwaltungsrat Roland Jäggi haben spannende Einblicke in die Digitalisierung und die Zukunftsaussichten der Logistik- und Transportbranche gegeben.

Die papierlose Logistik
Beim Rundgang durch die vollen Lagerhallen fällt auf, dass die Lager- und Transportmitarbeitenden nur mit einem Laserscanner unterwegs sind und Angaben für die Weiterverarbeitung damit registrieren. Es ist kein Papier vorhanden, denn die auf den Paketen und Paletten aufgeklebten Codes beinhalten alle relevanten Informationen. «Wir können jederzeit abrufen, wo welches Paket steht», erklärt Clau Caviezel, der seit 30 Jahren bei Kuoni arbeitet. Er hat die Logistik und Spedition mit viel Papier noch miterlebt und danach die Einführung der Digitalisierungsprozesse. Sein erster Job war Lieferwagenfahrer, danach war er Lastwagenfahrer, anschliessend Disponent, Transportleiter und Filialleiter, bis er in die Geschäftsleitung wechselte. Heute machen 70 Prozent des gesamten Geschäfts die Transporte von Stückgut aus, 10 Prozent der Umzugsbereich, 10 Prozent die Logistik. Seit 2018 wächst der Bereich des Paketlieferdienstes stark an.

Effizienzsteigerung durch Automatisierung
«Durch die Grösse des Betriebs können wir im Vergleich zu kleinen Betrieben Digitalisierungsprojekte schnell vorantreiben und implementieren», erzählt Clau Caviezel. Kleine Speditionsbetriebe hätten die Möglichkeiten und Ressourcen kaum, die Kuoni innerhalb der Planzer Gruppe habe. «Wir haben im Verlauf der Jahre alles auf den Kopf gestellt. Vor 30 Jahren hatten wir Mitarbeitende, die in einem Büro mit 1000 Fächern nur Lieferscheine sortierten, heute ist alles im System automatisiert», erinnert sich Roland Jäggi, der die Entwicklung des Unternehmens in den letzten 30 Jahren stark mitgeprägt hat. Die Chauffeure mussten früher jeden Lieferschein von Hand nachtragen. Das hiess jeden Abend eine halbe Stunde Mehrarbeit für die 20 bis 30 Auslieferungen pro Tag. Diese Arbeit falle heute durch die digitale Erfassung komplett weg. Nicht nur der Kostendruck und der Fachkräftemangel verlangen nach Innovation, sondern auch die Kunden.
Denn diese wollen heute die Sendungen nachverfolgen und wissen, wo die Lieferung schlussendlich deponiert wurde. Der digitale Ablauf beginnt beim Bestelleingang, geht durch die internen Prozesse zum Transport, bis hin zur digitalen Unterschrift beim Empfang der Lieferung beim Kunden. «Ohne die Digitalisierung könnten wir nie so effizient und genau arbeiten. Unser digitales System ist die Basis unseres Geschäfts. Es entlastet die Disponenten und optimiert die Einteilung der Transporte und Sendungen», betont Caviezel. Denn das Speditionsgeschäft ist heute ein Massengeschäft und die Margen sind tief. Da müssen alle Prozesse optimal aufeinander abgestimmt sein.

Von einem bis 200 Informatikern
Die Informatik ist heute in der gesamten Planzer Gruppe zentral organisiert. Vor 30 Jahren hatte Kuoni einen Informatiker bei 64 Mitarbeitenden. Heute verfügt die Planzer Gruppe über 200 Informatiker/-innen bei 5000 Mitarbeitenden, wovon 230 bei Kuoni angestellt sind. Die Digitalisierung hat zu einer Optimierung im Kostenmanagement geführt, aber auch zu einer Aufgabenverlagerung von weniger Administration zu mehr Informatik. «Wir brauchen fast niemanden mehr, der Daten erfasst und kontrolliert. Am frühen Morgen kontrolliert inzwischen nur noch eine Person die Speditionsdaten, passt allfällige Fehler an und gibt sie im System frei. Unternehmen können die ganze Logistik an Kuoni übergeben. Ein Likör-Produzent aus dem Prättigau hat dies getan. Die Lieferaufträge der Kunden kommen bei Kuoni rein, ein Mitarbeiter holt die bestellte Menge im Lager, verpackt diese, scannt sie für den Transport und stellt diese zur Abholung für den Chauffeur bereit. Der Chauffeur hat die Angaben zur Lieferung und die Navigation für die Transporte mit der optimalen Route auf dem Tablett und kann sich so auf seine Fahrt und die Auslieferung konzentrieren. Die Unternehmung kann somit ihre produzierte Ware schneller und günstiger zum Kunden bringen und muss sich nicht um den Warenfluss sowie die Lagerung kümmern.

Mit Algorithmen Kilometer sparen
Zurzeit wird bei Kuoni die automatische Disposition weiter optimiert. «Wir arbeiten mit Algorithmen, um Kilometer und Zeit zu sparen und setzen auf künstliche Intelligenz. Das System lernt von selbst, die Routen zu optimieren», sagt Caviezel. Die Disponenten werden in Zukunft nur noch die Systeme prüfen und allfällige Fehler korrigieren. Die Algorithmen führen die Chauffeure auf der optimalen Route von Ziel zu Ziel. Auf die Fragen nach dem Einsatz von Robotern im Lager antwortet Roland Jäggi, dass es bei ihnen schwierig sei, bei solchen unterschiedlichen Liefergrössen auf Roboter zu setzen. «Bei uns muss der Mensch noch mit den Staplern das verschiedene Material holen.» Roboter machen bei einheitlichen Mengen und Material beispielsweise in Hochregallagern Sinn. Den Chauffeur und den Staplerfahrer wird es auch in zehn Jahren noch brauchen. «Da wir keine standardisierten Produkte haben, wird es bei uns auch schwierig sein, führerlose Transporte durchzuführen, denn jemand muss die Ware entladen», erklärt Caviezel. Wichtig seien in Zukunft bei allen Berufen digitale Kompetenzen, aber die heutige Generation wachse ja damit auf.

 

Zur Lanicca AG

Gründungsjahr: 2014 (ehemals Schreinerei Kiebler)

Anzahl Mitarbeitende: 7

Fachrichtungen: Schreiner/in, Zimmermann/frau

https://lanicca-ag.ch/

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