Warum wir alle von sicheren und effizienten Nationalstrassen profitieren
07.11.2024
Bei der Abstimmung zum Ausbau der Nationalstrassen am 24. November zeichnet sich ein knappes Rennen ab. Die Vorlage stärkt gezielt unser bewährtes Strassensystem mit der Beseitigung von sechs Engpässen. BGV-Direktor Maurus Blumenthal erklärt in seinem «Bündner-Tagblatt»-Gastkomentar, warum er ein Ja in die Urne legt.
Der Bund investiert an den neuralgischen Punkten, an denen die Staustunden jährlich steigen und um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Es geht bei der Abstimmung zum Ausbau der Nationalstrassen am 24. November mitnichten um einen massiven Ausbau der Autobahnen, wie die Gegner der Vorlage behaupten. Die Autobahnen sind nicht «schädlich», sondern neben der Schiene das Herzstück unseres Verkehrssystems. Sie sind sehr effizient, flexibel und wickeln einen gewichtigen Anteil des Verkehrs in der Schweiz ab. Ohne Autobahnen gibt es auch beim Güterverkehr und Gewerbeverkehr kein Vorwärtskommen. Der Nutzen der Beseitigung der sechs Engpässe ist klar grösser als die Kosten. Kommen wir zu den Fakten.
Das Nationalstrassennetz umfasst 2255 Kilometer. Die sechs Ausbauschritte in Basel, Bern, Schaffhausen, St. Gallen und in der Genferseeregion umfassen nur wenige Kilometer davon. Die sechs Projekte – davon drei Tunnels – benötigen wenig Fläche. Insgesamt nur acht Hektaren Fruchtfolgeflächen oder elf Fussballfelder werden dafür aufgewendet. Der Autobahnausbau wird über den Nationalstrassen- und Agglomerationsfonds NAF finanziert. Entsprechend sind die sechs Ausbauprojekte bereits finanziert. Der NAF alimentiert sich aus Mineralöl-Abgaben, Vignette und Autosteuern und wird vom Strassenverkehr selbst finanziert. Ein Teil dieser Abgaben fliesst sogar in den Ausbau des Schienenverkehrs.
Auf knapp drei Prozent der Strassenfläche fliessen 41 Prozent der privaten Strassenfahrten sowie 70 Prozent des Strassengüterverkehrs. Diese Flächeneffizienz der Nationalstrassen leistet einen enormen Beitrag für Umwelt und die Menschen im Land. Es werden weniger Schadstoffe ausgestossen und die Sicherheit ist höher, als wenn Lastwagen durch Gemeinden fahren müssen. Heute sind 95 % der Nationalstrassen lärmtechnisch saniert. Verkehr auf der Autobahn bedeutet daher auch weniger Lärm in den Wohngebieten. Gemäss Unfallstatistik sind Autobahnen klar die sichersten Strassen. Nur 14% der Unfälle finden auf ihnen statt, obwohl dort über 40% des Strassenverkehrs stattfindet. Aus Sicherheitsgründen ist klar, wo der Verkehr fliessen sollte, auf der Autobahn und nicht in den Wohngebieten.
Der Verkehr auf dem Nationalstrassennetz hat sich in den letzten 60 Jahren mehr als verfünffacht und die Zunahme dürfte weitergehen. Die Gründe dafür sind die Zunahme der Mobilität sowie das Bevölkerungswachstum. Der Freizeitverkehr nimmt zu und der Paket- und Onlinehandel wächst rasant. Die Anzahl Strassenfahrzeuge ist seit dem Jahr 2000 doppelt so schnell gewachsen wie die Bevölkerung – nämlich um 41%. 2023 gab es 48'000 Staustunden auf den Nationalstrassen in der Schweiz. Das sind über 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor – und ein neuer Rekord. Der Ausbau der Autobahnen hat in den letzten Jahrzehnten nur minimal stattgefunden, der Verkehr ist trotzdem enorm gewachsen. Er wird auch künftig unabhängig der Engpassbeseitigung zunehmen. Die Frage ist nur, wo der zusätzliche Verkehr fliessen wird und ob die Bevölkerung und Umwelt noch mehr Ausweichverkehr vertragen.
Das Problem der Engpässe kann nicht allein über eine Verlagerung auf die Schiene gelöst werden. Auch beim Schienenverkehr gibt es Engpässe. Verstopften Züge und verstopfte Strassen sind meist zur gleichen Zeit am gleichen Ort vorzufinden. Dass man den Verkehr im grossen Stil auf die Schiene verlagern und damit alle unsere Mobilitätsprobleme lösen kann, ist nichts anderes als Wunschdenken. Vor allem beim Güterverkehr ist die Schiene tagsüber bereits heute vollständig am Anschlag. Es liegt auf der Hand, dass wir die laufend steigende Verkehrsnachfrage nur bewältigen können, wenn wir Strasse und Schiene miteinander verbinden und in beide investieren. In einem modernen Verkehrssystem ergänzen sich Strassen- und Schienenverkehr. Die Zeiten sind vorbei, als man Schiene und Strasse gegeneinander ausspielen konnte.
Von den Gegnern der Vorlage ist immer wieder von intelligenten Verkehrsleitsystemen die Rede, welche alle Verkehrsprobleme lösen sollen. Mit der bestehenden Infrastruktur kann man einiges erreichen. Temporeduktionen und die Verwendung der Pannenstreifen bei starkem Verkehrsaufkommen werden bereits eingesetzt. Solche und weitere technische Lösungen dürften künftig stärker zur Anwendung kommen und ihren Anteil zur Bewältigung der Verkehrsprobleme beitragen. Sie lösen aber nicht alle Verkehrsprobleme, vor allem auf den Hauptverkehrsachsen nicht.
Bei der Abstimmung vom 24. November geht es darum, den Ausweichverkehr zu reduzieren und den Verkehr auf den Nationalstrassen zu kanalisieren. Diese sind effizient und sicher. Die Engpassbeseitigung kommt der Bevölkerung und der Wirtschaft zugute, da die Lebensqualität in den vom Ausweichverkehr geplagten Quartieren und Dörfern verbessert wird und weniger Arbeits- und auch Freizeit im Stau stecken bleibt.
Was eine intakte und sichere Strasseninfrastruktur bedeutet, wissen wir in Graubünden. Dafür muss für die künftige Generation Sorge getragen werden. Und für die älteren Semester: Wissen Sie noch, wie es früher am Walensee gestaut hat? Der Ausbau der Autobahn hat dazu geführt, dass dort heute deutlich weniger Stau vorzufinden ist als früher – trotz oder gerade wegen des Ausbaus. Wegen allen diesen Gründen stimme ich am 24. November ganz klar JA zum gezielten Ausbau unserer Nationalstrassen – für eine sichere und effiziente Verkehrsinfrastruktur. Die Fakten sprechen für sich.