Alle Abschlüsse in der Berufsbildung

Das Schweizer Berufsbildungssystem bietet eine breite Palette an unterschiedlichen Abschlüssen, die alle sowohl praktische Fertigkeiten als auch theoretisches Wissen vermitteln. Es zeichnet sich durch seine Durchlässigkeit und Flexibilität aus. Wer mit einer Lehre beginnt, kann sich über verschiedene Lehrgänge und Abschlüsse beruflich weiterentwickeln.

Die Auswahl an Abschlüssen ist enorm: 1997 Berufe und Berufsfunktionen sowie 21 912 Ausbildungen, Weiterbildungen und Studiengänge stehen zur Verfügung.

Berufliche Grundbildung

Eidg. Berufsattest EBA: Das Eidgenössische Berufsattest (EBA) ist für Jugendliche und Erwachsene gedacht, die eine praktische und verkürzte zweijährige berufliche Grundbildung absolvieren. Es findet in einem Lehrbetrieb und an der Berufsfachschule statt. Das EBA bietet einen guten Einstieg in die Berufswelt, vor allem für Personen, die eine praxisorientierte Ausbildung bevorzugen, oder Migranten, welche die Schulsprache noch nicht beherrschen. Das EBA ermöglicht es den Absolventen, direkt in den Arbeitsmarkt einzutreten oder mit zusätzlichen Qualifikationen später eine Lehre mit EidgenössischemFähigkeitszeugnis (EFZ) zu absolvieren.

Eidg. Fähigkeitszeugnis EFZ: Mit der klassischen 3- bis 4-jährigen Eidgenössischen Berufslehre wird das Fähigkeitszeugnis EFZ erlangt. Die berufliche Grundbildung findet in einem Lehrbetrieb, der Berufsfachschule sowie bei den überbetrieblichen Kursen statt. Sie kann je nach Beruf alternativ auch an einer Handelsmittelschule oder Informatikmittelschule oder einer Vollzeitschule mit Praktikumseinsätzen (schulisch orientiere Grundbildung) absolviert werden. Während oder nach der Berufslehre kann die Berufsmaturität erlangt werden. Das EFZ ermöglicht den Zugang zu den höheren Fachschulen.

Berufsmaturität BM: Die Berufsmaturität ergänzt die Berufslehre EFZ mit einer erweiterten Allgemeinbildung. Sie kann, während (BM1) oder nach der Lehre (BM2) absolviert werden. Die Vollzeit-Ausbildung nach der Berufslehre dauert zwei Semester. Der Unterricht besteht aus allgemeinbildenden (Sprachen, Mathematik usw.) und auf das Berufsfeld ausgerichteten Fächern. Entsprechend kann zwischen fünf Ausrichtungen gewählt werden. Die Berufsmaturität ermöglicht den Zugang zu Fachhochschulen (FH).

Höhere Berufsbildung

Berufsprüfung BP: Berufsprüfungen ermöglichen Berufsleuten eine erste fachliche Vertiefung und Spezialisierung nach der beruflichen Grundbildung. Die Prüfungen sowie die Vorbereitungskurse auf diese Prüfungen beinhalten theoretische und praktische Kenntnisse. Die Vorbereitungskurse für die Prüfungen finden an verschiedenen privaten und öffentlichen Bildungsstätten oder bei den Berufsverbänden statt. Die Prüfungen werden von den jeweiligen Berufsverbänden organisiert und sind schweizweit einheitlich. Voraussetzung für eine BP sind ein EFZ-Abschluss sowie mehrjährige Berufserfahrung im entsprechenden Berufsfeld. Erfolgreiche Absolvierende erhalten einen eidgenössischen Fachausweis, zum Beispiel «Projektleiter/in Schreinerei mit eidgenössischem Fachausweis».

Höhere Fachprüfung HFP: Höhere Fachprüfungen (ehemals Meisterprüfungen) verfolgen zwei Ziele: Zum einen qualifizieren sie Berufsleute als Expertinnen und Experten in ihrem Berufsfeld. Zum anderen bereiten sie Absolvierende auf das Führen eines Unternehmens vor. Die HFP umfassen daher Fachkompetenzen und Führungskompetenzen. Erfolgreiche Absolvierende einer höheren Fachprüfung erhalten ein eidgenössisches Diplom, zum Beispiel «Einkaufsleiterin mit eidgenössischem Diplom» oder «Malermeisterin». Gibt es in einem Berufsfeld sowohl eine Berufs- als auch eine höhere Fachprüfung, entspricht die höhere Fachprüfung einem höheren Anforderungsniveau. Vielfach bilden die Berufsprüfungen die Voraussetzung, um eine HFP abzulegen.

Diplom HF und Nachdiplome HF: Berufsleute mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) können an höheren Fachschulen (HF) Lehrgänge mit einem eidgenössisch anerkannten Abschluss auf der Tertiärstufe besuchen. Es sind zwei Abschlüsse möglich: Diplom HF (beispielsweise dipl. Pflegefachfrau HF) oder Nachdiplom HF (beispielsweise dipl. Hotelmanager NDS HF). Die HF-Bildungsgänge vermitteln Kompetenzen zur Übernahme von Fach- und Führungsverantwortung. Sie sind praxisorientiert und fördern methodisches sowie vernetztes Denken. Die Studiengänge können berufsbegleitend (3 Jahre) oder in Vollzeit (2 Jahre) absolviert werden. Im Vergleich zu den eidgenössischen Prüfungen sind sie breiter und generalistischer angelegt, jedoch praxisnäher und weniger wissenschaftlich als Fachhochschulstudiengänge. Anbieter von HF-Bildungsgängen müssen sich an Rahmenlehrpläne halten. Neben den regulären Bildungsgängen bieten die höheren Fachschulen auch Nachdiplomstudien zur Spezialisierung an.

Berufsorientierte Weiterbildung

Diplome und Kursbestätigungen: Die berufsorientierte Weiterbildung umfasst alle Weiterbildungen im Zusammenhang mit dem Beruf, welche nicht der höheren Berufsbildung zugeordnet werden und umfassen Kurse und Lehrgänge. Verschiedene Institutionen, Schulen, Berufsverbände und Unternehmen selber bieten in unterschiedlichen Bereichen solche Weiterbildungen an. Die Dauer sowie die Zulassung der Weiterbildungen ist sehr unterschiedlich. Die Abschlüsse der berufsorientierten Weiterbildung sind nicht geschützt. Die Weiterbildungsanbieter stellen ein schul- oder brancheneigenes Zertifikat aus. Kurse richten sich vorwiegend an Personen, die bereits eine Erstausbildung abgeschlossen haben. Sie dienen der Vertiefung fachlicher Kenntnisse im angestammten Berufsfeld oder der Erweiterung des Allgemeinwissens. Häufig zielen die Kurse auch auf Schlüsselqualifikationen wie Arbeitstechnik oder Gesprächsführung. In der Regel erfordert ein Kurs einen maximalen Aufwand von 20 Tagen. Lehrgänge mit einem nicht eidgenössisch anerkannten Diplom sind vorwiegend für Personen mit einem Berufs- oder Hochschulabschluss konzipiert. Diese Weiterbildungen bereiten auf die Übernahme anspruchsvoller Aufgaben vor. Häufig setzen sie Berufserfahrung voraus. In der Regel beträgt der minimale Aufwand für einen Lehrgang 20 Tage.

Die Abschlüsse der Fachhochschulen und Universitäten sind in diesem Artikel nicht aufgeführt, da diese nicht zum Berufsbildungssystem gezählt werden, sondern zum akademischen Bildungssystem. Weitere Informationen zu allen Abschlüssen Bildungsabschlüsse, welche es in der Schweiz gibt, sind zu finden auf: www.berufsberatung.ch

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