Es braucht Personen aus KMU und Gewerbe im Grossen Rat

Von Maienfeld bis Brusio, von Samnaun bis zum Oberalppass – überall hört man das Gleiche, wenn man die Gewerbler und KMU’ler fragt, was sie von der Bündner Politik im Hinblick auf die kommenden Wahlen erwarten. Weniger Regulierungen und Bürokratie stehen wie immer an erster Stelle. Fast gleichauf sehen die Unternehmerinnen und Unternehmer im Kanton an zweiter Stelle den grössten Handlungsbedarf beim Arbeitskräftemangel. Neun von zehn Betrieben haben bereits Probleme geeignete Angestellte zu finden oder werden es in den nächsten Jahren haben. Dies zeigt eine Umfrage der Dachorganisationen der Wirtschaft. Um diese Herausforderung anzugehen, soll insbesondere die Attraktivität von Graubünden als Wohn- und Arbeitsort gesteigert werden.

In der Sonntagspredigt setzen sich alle Politikerinnen und Politiker für das Gewerbe und die KMU’s im Kanton ein. Sie sind ja das wirtschaftliche Rückgrat Graubündens. Am Sonntag sprechen sich auch alle Politiker und Politikerinnen für den Abbau von Bürokratie und für einen attraktiven Wohn- und Arbeitsort Graubünden aus. Wenn es aber um das Eingemachte geht, wenn politische Entscheide anstehen, dann ist auf die Unternehmer und die Unternehmerinnen, welche selber in politischen Ämtern tätig sind, am meisten Verlass. Daher ist es uns – dem Bündner Gewerbeverband mit seinen 6’000 Mitgliedern aus allen Regionen und aus allen Wirtschaftsbranchen – ein Anliegen, dass möglichst viele Unternehmerinnen und Unternehmer am 15. Mai auch in den Grossen Rat gewählt werden.

Unternehmerinnen und Unternehmer von kleinen und grossen Betrieben setzen sich nicht nur für das eigene Unternehmen und für ein Grossteil der Arbeitsplätze im Kanton ein. Viele sorgen sich auch um das Gemeinwohl und engagieren sich in der Gesellschaft. Einige davon engagieren sich in der Politik und setzen sich für gute Bedingungen für die rund 18'000 Unternehmen im Kanton ein. Geschäft und Politik unter einem Hut zu bringen, ist nicht immer einfach. Daher gebührt allen Personen, welche ein eigenes Geschäft führen und sich dazu noch im Grossen Rat politisch engagieren grossen Respekt. Sie tun dies für die gesamten Wirtschaft im Kanton.

Wir ermuntern daher alle Wahlberechtigte, für welche die Sorgen und Nöte der KMU im Kanton ein Anliegen sind, die Frauen und Männer aus der Wirtschaft auf die Wahlzettel zu schreiben. Nur sie können die Anliegen des Gewerbes und der KMU im Grossen Rat wirklich glaubwürdig einbringen. Denn wer die vollständige Verantwortung für sein eigenes Leben und seinen Betrieb trägt, ist halt doch aus anderem Holz geschnitzt. Der Stallgeruch ist ein anderer und es braucht im Grossen Rat wieder genug Stallgeruch des Gewerbes und der Wirtschaft. Wer als Unternehmer Verantwortung übernimmt, übernimmt auch als Politiker Verantwortung. Er oder sie stehen hin, benennen die Probleme, suchen pragmatische und innovative Lösungen und arbeiten gerne mit Menschen zusammen.

Und was sagt der grösste Wirtschaftsverband im Kanton zur Regierungswahl? Für die Regierung sind aus Sicht der Wirtschaft Macher gefragt, welche sich für gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen engagieren, die Verwaltung an der kurzen Leine führen und sich in Bern für die Anliegen Graubündens vehement einsetzen. Am Schluss möchten wir noch eine Frage in den Raum werfen: Soll eine einzige Partei eine Regierungsmehrheit in Graubünden haben? Jeder Wähler und jede Wählerin muss diese Frage für sich beantworten. Diese Frage, welche sich nicht gegen die einzelnen Kandidaten und die Kandidatin für die Regierung richtet, sondern eine grundsätzliche Frage ist, wird unserer Meinung nach im bisherigen Wahlkampf zu wenig beleuchtet. Es ist wie ein Elefant im Raum, der niemand anzusprechen wagt. Aber kommen Sie am 27. April an die Podiumsdiskussion der Wirtschaft mit der Regierungskandidatin und den -Kandidaten in Chur vorbei und bilden sie sich eine eigene Meinung, wer die Bündner Wirtschaft in der künftigen Regierung am besten vertreten kann.

Weitere Informationen zur Podiumsdiskussion sind auf www.dwgr.ch zu finden.

Viktor Scharegg (Präsident) und Maurus Blumenthal (Direktor), Bündner Gewerbeverband

Dieser Gastkommentar erschien am 17. März 2022 im Bündner Tagblatt.

zurück zur Übersicht