Mitgliederumfrage zur Unternehmensnachfolge in Graubünden
26.08.2024
Aufgrund der demografischen Entwicklung mit der Pensionierungswelle der Babyboomer gehen nicht nur mehr Arbeitnehmer, sondern auch Unternehmer/innen in Pension. Die Anzahl Unternehmensnachfolgen nimmt zu und wird in den kommenden Jahren noch steigen. Die Mitgliederumfrage der Dachorganisationen der Wirtschaft zeigt, dass rund die Hälfte der Bündner Betriebe in den kommenden zehn Jahren eine Nachfolgelösung finden müssen – ein Drittel davon ist dabei mit Schwierigkeiten konfrontiert.
Um ein besseres Verständnis zu den Unternehmensnachfolgen im Kanton Graubünden zu haben, wurde das Thema als Schwerpunkt der diesjährigen Mitgliederumfrage der Dachorganisationen der Bündner Wirtschaft aufgenommen. Aufgrund der Umfrage ist davon auszugehen, dass pro Jahr in Graubünden rund 200 bis 250 Unternehmen «übergeben» werden. Genaue Zahlen zur Unternehmensnachfolge liegen aufgrund der Handelsregistereinträge nicht vor. Laut einer Analyse von Dun & Bradstreet und KMU next werden 16 % der Unternehmen in Graubünden von Eigentümer/innen geführt, welche 60 Jahre oder älter sind.
Ein Drittel der Nachfolge nicht gesichert
In den nächsten zehn Jahren steht bei 52 % der Unternehmen im Kanton Graubünden die Nachfolgeregelung an, bei 32 % bereits in den nächsten fünf Jahren. Bei einem Drittel der Umfrageteilnehmenden ist die Nachfolge bereits geregelt oder umgesetzt, bei einem weiteren Drittel ist diese kurz- und mittelfristig kein Thema. Der letzte Drittel ist mit Schwierigkeiten bei der Unternehmensnachfolge konfrontiert. Dies heisst, dass die Unternehmensnachfolge erst ansatzweise angegangen wurde (23 %), die angestrebte Lösung nicht realisiert werden konnte, eine neue Übergabelösung in Erarbeitung ist (8 %) oder keine Lösung gefunden wurde und der Betrieb eingestellt werden muss (1 %). Weiter haben sich 4 % der Umfrageteilnehmenden noch nie mit dem Thema Unternehmensnachfolge auseinandergesetzt und bei 10 % waren keine Angaben zu dieser Frage möglich.
Die grösste Herausforderung zur Unternehmensnachfolge ist bei der Finanzierung zu finden, sei dies bei der Beschaffung des Eigenkapitals (35 %), beim Fremdkapital (28 %) oder bei steuerlichen Hürden (22 %). Gemäss den Dachorganisationen der Wirtschaft ist in diesem Bereich anzusetzen, um die Unternehmensnachfolge im Kanton Graubünden zu begünstigen – sei dies beispielsweise durch steuerliche Erleichterungen oder Bürgschaften. Zu prüfen ist auch, ob im Bereich der Wirtschaftsförderung – neben der Standort- und der Start-up-Förderung – auch die Unternehmensnachfolge mit geeigneten Instrumenten vereinfacht und unterstützt werden kann.
Gute Rahmenbedingungen
Die Nachfolgelösung findet bei 31 % innerhalb der bisherigen Eigentümerschaft oder Familie statt, bei 15 % innerhalb der Belegschaft und bei 9 % steht der Verkauf des Unternehmens an. Hohe 41 % der Unternehmen geben keine Antwort ab, was darauf schliessen lässt, dass die Nachfolge kein Thema ist bzw. die Form der Nachfolgeregelung noch nicht geklärt ist. Die Umfrageteilnehmenden sehen entsprechende Massnahmen im Bereich von steuerlichen Anreizen/Entlastungen (34 %), Abbau von regulatorischen Hürden (26 %) sowie Bürgschaften (17 %). Insbesondere bei steuerlichen Fragen (29 %) und rechtlichen Fragen (24 %) wenden sich Unternehmen im Zusammenhang mit der Unternehmensnachfolge an Externe.
BGV-Aktivitäten zur Unternehmensnachfolge
Das Thema Unternehmensnachfolge ist für den BGV ein strategischer Schwerpunkt in den kommenden Jahren. Die Resultate der Mitgliederumfrage bilden die Grundlage für unsere Aktivitäten zum Thema. In der politischen Arbeit wird sich der BGV für bessere Rahmenbedingungen bei der Unternehmensnachfolge und für eine stärkere Bedeutung des Themas im Bereich der Wirtschaftsförderung einsetzen. Ab Herbst 2024 werden erste Seminare und Anlässe zum Thema über KMU-Impuls angeboten. Diese sollen im kommenden Jahr weiter ausgebaut werden. Daneben wird der BGV eine neue Rubrik «Unternehmensnachfolge» im «Bündner Gewerbe» führen und somit seine Mitglieder laufend mit Praxisbeispielen und Informationen bedienen.
Informationen und Anmeldung: www.kmu-impuls.ch