KMU goes digital: Lanicca AG - Digitalisierung und Automatisierung in der Schreinerei
26.04.2023
Individuelle und massgeschneiderte Lösungen sind die Kernkompetenz der Schreiner Lanicca – ihr Motto ist entsprechend: «Sie haben die Idee, wir die Lösung.» Weil die Kunden online einkaufen und zu wenig gut qualifizierte Schreiner auf dem Arbeitsmarkt zu finden sind, setzt der Inhaber Domenic Lanicca vermehrt auf Automatisierung und Digitalisierung. Die Kunden können ihre Möbel online selber individuell zusammenstellen und dank der CNCMaschine hat er einen «Mitarbeitenden» mehr in der Werkstatt.
sg. Bereits als Kind bastelte Domenic Lanicca viel mit Holz. In der Oberstufe war für ihn schnell klar, dass er Schreiner werden wollte. Heute führt er die Schreinerei Lanicca mit sieben Mitarbeitenden in Chur. Sie sind aktuell sehr gut ausgelastet wie überall auf dem Bau. Die Kundenansprüche seien in den letzten Jahren gestiegen und Bauen mit Holz liege total im Trend, erzählt Lanicca. Die vielen Aufträge und zu wenig Personal verlangten von Lanicca neue Lösungen.
Möbel nach Mass online bestellen
Seit Dezember können Kunden nun auf der Website ihre Möbel nach Mass selber zusammenstellen. Von rund 99 verschiedenen Möbelvorlagen kann man sich inspirieren lassen und diese nach Mass individualisieren. Das Angebot richtet sich vor allem an die jüngere Generation, die ihre Möbel oft online bestellt. «Ein paar Aufträge haben wir dadurch bereits erhalten und sind gespannt, wie es weitergeht», sagt Lanicca. Das Angebot soll aufgrund der Kundenwünsche weiterentwickelt werden. Der Möbel-Onlineshop ist ein Produkt eines Holzproduzenten mit den entsprechenden Schnittstellen, auch zu seiner neuen CNC-Maschine.
Anschaffung einer CNC-Maschine
Bisher wollte Lanicca immer in Mitarbeitende investieren anstatt in eine CNC-Maschine. Seit einem Jahr hat er nun aber auch eine CNC-Maschine im Betrieb stehen. Der Grund war, dass auch er, wie viele andere Betriebe im Kanton, Mühe hat, gut ausgebildete Mitarbeitende zu finden. «Die Maschine ersetze einen Mitarbeitenden, wenn sie ausgelastet ist», sagt Lanicca. Er hat eine vertikale CNC-Maschine angeschafft, die platzsparend ist. Die Bearbeitung erfolgt stehend und nicht liegend. Eine CNC-Maschine produziert die einzelnen Holzstücke aufgrund von digitalen Plänen und Daten voll automatisiert. Der Schulungsaufwand dauerte nur eine Woche und die Mitarbeitenden haben Freude, mit der Maschine zu arbeiten. «Ich hatte das Glück, dass sich alle Mitarbeitenden auf die Maschine eingelassen haben, ausser unser Mitarbeiter, der bald pensioniert wird. Für seine Situation habe ich vollstes Verständnis», führt Lanicca aus. Automatisierungspotenzial und der Einsatz von Maschinen sieht er künftig auf den Baustellen, auch um die Mitarbeitenden von den schweren Tragelasten wo möglich zu entlasten.
Bündner Holzkette hat Zukunft
Mit den Preisschwankungen und den Lieferschwierigkeiten ist der Zeitaufwand in der Arbeitsvorbereitung gestiegen. Auch darum versucht Lanicca möglichst regional Holz einzukaufen. Je nach Holzart und Volumen sei dies aber schwierig. Vor zwei Jahren musste er rasch 14 m³ Arvenholz aus den Alpen für einen Grossauftrag für ein Hotelumbau beschaffen, was fast unmöglich war. Zudem gibt es fast keine Fertigprodukte und Halbfabrikate aus der Schweiz. «Wir müssen wieder mehr Holz aus der Gegend nutzen und hier veredeln, um diese Abhängigkeiten zu umgehen», betont Lanicca.
Geschäftsführer und Schreiner zugleich
Lanicca ist selber gerne kreativ und entwickelt eigene Möbel. Die meisten Aufträge erhält er durch Mund-zu-Mund-Empfehlungen. Viele Aufträge fangen mit kleineren Holzarbeiten an, beispielsweise in Ferienwohnungen, danach folgen grössere Aufträge in deren Privathäusern und Villen. Auch als Geschäftsführer ist Domenic Lanicca in der Werkstatt und auf den Baustellen als Schreiner tätig. Geschäftsführung und Ausführung zu kombinieren macht ihm sichtlich Spass. «Ich bin Schreiner und bleibe Schreiner», schmunzelt er – daher möchte er auch nicht zu gross werden. Neben Holz ist Karate seine zweite Leidenschaft. In der Stilrichtung «Goju Kai» holte er diverse Medaillen an Europa- und Weltmeisterschaften, so den Weltmeistertitel im Jahr 2009 in Kapstadt. Heute trainiert er den Nachwuchs oder ist im Winter auf Skitouren anzutreffen.
Zur Lanicca AG
Gründungsjahr: 2014 (ehemals Schreinerei Kiebler)
Anzahl Mitarbeitende: 7
Fachrichtungen: Schreiner/in, Zimmermann/frau